„Am Mute hängt der Erfolg“: Offensive und Zweikampfstärke als Schlüssel zum Punktgewinn
Wenn die Unioner nach dem Spiel nach Hause gehen, dann am liebsten mit einem Punkt oder mehr im Gepäck. Was gäbe es schöneres, als vor knapp 75.000 Zuschauern, darunter gut und gerne 20.000 Unioner, Zählbares aus dem Olympiastadion fortzuschaffen. In der sportlichen Abteilung steht man dem Derby-Hype der letzten Tage erwartungsgemäß sachlich gegenüber. Das Spektakel interessiert ausschließlich am Rande und wenn überhaupt nur auf Nachfrage. „Die Jungs müssen sich auf ihr Spiel konzentrieren. Die Szenerie kann man auch nach dem Spiel noch genießen“, rät Ahmed Madouni seinen Kollegen. Selbst kann der in Marokko geborene Verteidiger, der sich aus Dortmunder und Leverkusener Zeiten mit großen Derbys auskennt, verletzungsbedingt noch nicht wieder im Aufgebot stehen. Die Einschätzung von Uwe Neuhaus folgt der seines Innenverteidigers: „Für einige der Spieler ist dieses Duell eine einmalige Gelegenheit vor solch einer Kulisse zu spielen. Jeder wird wissen, was er zu tun hat. Es gilt, sich sorgsam auf das Geschehen auf dem Platz zu konzentrieren.“
Und so bleibt es ein Spiel um Punkte, ganz wichtige Punkte gegen das Abrutschen in die Abstiegszone. Hoffnungslos ist der Ausflug nach Charlottenburg für die Mannschaft von Uwe Neuhaus unterdessen nicht. Union hat zuletzt gegen Paderborn 0:2 verloren, an und für sich nicht erfreulich. Doch folgte auf die Pleite gegen den SCP in der Hinserie - in gleicher Höhe - ein gefeiertes 1:1 gegen den jetzigen Spitzenreiter. Diese Parallele hilft, um aus der Niederlage des zurückliegenden Wochenendes ein Mindestmaß an Zuversicht zu ziehen. Drei Punkte hätten natürlich mehr geholfen, keine Frage.
„David gegen Goliath“, „Gallisches Dorf gegen Römisches Reich“ - die medial bemühten Bilder passen ganz gut, was den bisherigen Saisonverlauf beider Vereine betrifft, konstatiert auch Uwe Neuhaus: „Der Tabellendreizehnte trifft auf den Ersten - eine der schwächsten Auswärtsmannschaften auf eines der heimstärksten Teams der Liga. Folglich sind wir deutlicher Außenseiter, was nichts daran ändert, dass wir trotzdem gut spielen wollen. Das versteht sich von allein“, so der Trainer. Ein Derby habe immer seine „eigenen Gesetze“, erklärte Uwe Neuhaus, der von seiner Mannschaft einen unerschrockenen Auftritt sehen möchte: „Wir wollen den Unionern ein gutes Spiel zeigen.“
Der Mannschaft von Hertha-Trainer Markus Babbel eilt indes der Ruf voraus, der „FC Bayern der 2. Liga“ zu sein. Woher kommt dieses Prädikat? Ursächlich für den recht unbeschwerten Galopp durch die Liga ist zuvorderst die Qualität und individuelle Klasse des Kaders. „Hertha BSC gehört sicherlich nicht in die 2. Bundesliga“, befindet Teammanager Christian Beeck. Raffael, Peter Niemeyer und Stürmer Rob Friend gehören zum gestandenen Erstliga-Personal der Charlottenburger. Doch schon das Hinspiel hat gezeigt, dass - nach Theodor Fontane - „am Mute der Erfolg hängt“. „Uns ein 0:0 zu ermauern, kann nicht die Lösung sein. Unser Weg führt über Zweikampfstärke und mutiges Spiel nach vorne“, so die Vorstellung des Trainers. Christian Beeck geht einen Schritt weiter und misst dem Spiel noch eine andere Bedeutung bei: „Vor dieser großen Kulisse können wir mal darstellen, was wir uns in den letzten Jahren erarbeitet und erkämpft haben. Entsprechend werden wir auftreten und am Ende schauen, was dabei herauskommt“, so das emotionale Plädoyer des Teammanagers.
Personell bleibt die Situation bei Union stark angespannt. Die Gewissheit über die Einsätze von Patrick Kohlmann und Christoph Menz steht noch aus. Michael Parensen kämpft mit Schmerzen im Knie und auch Björn Brunnemann behinderten zuletzt Rippenprobleme. Dominic Peitz testet in den abschließenden Einheiten seine neue, aus Silicon gefertigte, Maske. Wie die Aufstellung aussieht, wird Uwe Neuhaus also erst am Sonnabend endgültig festlegen können.