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Niederlage vor Traumkulisse: Union verliert gegen St. Pauli 0:2 (0:0)

Fr, 28. Oktober 2011
Niederlage vor Traumkulisse: Union verliert gegen St. Pauli 0:2 (0:0)

Der 1. FC Union Berlin scheiterte am Freitagabend nach fünf Heimsiegen in Folge am FC St. Pauli. Nach einem ausgeglichenen ersten Abschnitt, erhöhten die Gäste nach der Pause die Schlagzahl und trafen zweifach. Christian Stuffs Pfostentreffer war zugleich die größte Chance für Union.

Zum Auftakt des 13. Spieltages war am Freitagabend Bundesligaabsteiger FC St. Pauli zu Gast im mit 18.432 Zuschauern restlos ausverkauften Stadion An der Alten Försterei. Gegen aufstiegsambitionierte Hamburger ging Union mit jenen zehn Feldspielern in die Partie, die vor Wochenfrist einen Punkt aus Aue entführten. Vor Gänsehaut-Kulisse ließ Uwe Neuhaus seine Elf im bewährten 4 – 4 – 2 mit Mittelfeldraute antreten:

Glinker – Menz (72. Zoundi), Stuff, Madouni, Kohlmann – Karl, Quiring, Mattuschka, Parensen (72. Ede) – Silvio, Mosquera (37. Savran)

Auf ausgeglichene Anfangsminuten, in welchen sich beide Mannschaften zunächst nicht zu risikoreichem Spiel hinreißen ließen, folgte die erste dicke Torchance des Spiels. St. Paulis Fin Bartels stahl sich mit Ball am Fuß schnellen Schrittes davon. Nur der Ungenauigkeit seines Abschlusses aus spitzem Winkel war es zu verdanken, dass die Null für Union auch nach Spielminute acht noch stand. Die Gäste setzten sich in den folgenden Minuten in der Hälfte der Platzherren fest und tasteten sich durch Freistöße und Ecken an das Tor von Jan Glinker heran. Den nächsten Torversuch hatte dann aber wieder Union. Nicht Torsten Mattuschka, der etatmäßige Freistoßschütze, sondern Linksfuß Patrick Kohlmann setzte den ruhenden Ball aus 20 Metern auf das „Dach“ des St. Pauli-Kastens (16.). In der Spielgestaltung nahmen sich die Kontrahenten in den Minuten darauf nichts. Die Suche nach der Lücke in den engmaschigen Abwehrverbünden endete auf beiden Seiten vielfach im Ballverlust. Die Schnelligkeit von Christopher Quiring führte dann zu einer nächsten Chance. Seinem Solo folgte ein abgefälschter Schuss, der quer durch den Strafraum trudelte (30.) und auch der Abschluss zwei Minuten später von halbrechts war nicht ganz ungefährlich. Diskutabel war kurz darauf die Entscheidung vom Unparteiischen Stieler, nach Foul an Mosquera im Strafraum nicht auf Strafstoß zu entscheiden. Aber nicht nur das, die Szene entpuppte sich als folgenschwer – der Kolumbianer musste angeschlagen ausgewechselt werden, für ihn kam Halil Savran in die Partie. Savran brachte sich sogleich handfest ein. Eine kleine Lücke reichte dem Stürmer für seinen Flachschuss aus der Distanz, den Paulis Philipp Tschauner nur mit Schwierigkeiten abwehren konnte (40.). Und nochmal musste Paulis Nummer 1 eingreifen und Mattuschkas Freistoß über den Querbalken lenken (44.). Ohne Treffer ging es pünktlich in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel prüfte Max Kruse Keeper Jan Glinker, der lange auf den Beinen blieb und die Chance der Hamburger mit einer reaktionsschnellen Beinabwehr glänzend vereitelte (47.). Die Hansestädter erhöhten nun merklich den Druck. Union verhedderte sich in Ballbesitz des Öfteren im aggressiven Pressing der Gäste und sah sich daraufhin schnellen Kontern ausgesetzt. So hatte Deniz Naki aus zentraler Position beinahe die Führung auf dem Fuß, doch sein strammer Schussversuch drehte rechtzeitig ab und schlug einen halben Meter neben dem Union-Kasten ein (54.). Die Spielanteile verschoben sich zu Gunsten der Braun-Weißen, die ihren Vorteil nach etwas mehr als einer Stunde zur Führung nutzen (63.). Naki profitierte nach einem sauberen Tackling durch Markus Karl von einem kurzen Moment der Unordnung und schob von der Strafraumkante aus ein. Unbeirrt vom Rückstand stemmte sich Union gegen die technisch versierten Kiezkicker. Ein Kopfball von Markus Karl, den sich Tschauner schnappte (67.) und ein Pfostenkracher von Christian Stuff (70.) belegten die Unerschrockenheit der Eisernen. Uwe Neuhaus sorgte für frischen Wind und wechselte zwanzig Minuten vor dem Ende doppelt. Patrick Zoundi nahm dem einstigen Unioner Florian Bruns dann auf Kosten einer Ecke den Ball vom Fuß. Den anschließenden Standard stocherte Markus Thorandt im Gedränge zum 0:2 über die Linie (78.). Die Elf von Trainer André Schubert hatte Blut geleckt und schnürte Union am eigenen Sechzehnmeterraum ein. Die Hausherren rannten und versuchten in Ballbesitz über eine schnelle Spieleröffnung doch noch was zu reißen. Doch die Ressourcen schienen mit den verrinnenden Sekunden mehr und mehr erschöpft. So stabilisierte sich das Team von Uwe Neuhaus in der Endphase, vollbrachte das Unmögliche aber nicht mehr.

Nüchtern geriet die anschließende Analyse von Uwe Neuhaus: „Wir haben kaum Mittel gefunden Druck aufzubauen und konnten uns selten in Szene setzen. Auch die Standards strahlten nicht die sonstige Torgefahr aus“, resümierte Neuhaus. „St. Pauli war ohne Frage die reifere Mannschaft. Durch Christian Stuff hatten wir zwar die Chance zum Ausgleich, aber ich weiß nicht, ob das wirklich gerecht gewesen wäre“, ergänzte Unions Chefcoach objektiv.

St. Paulis André Schubert war froh über drei wichtige Punkte im Aufstiegsrennen, lobte aber vor allem die Rahmenbedingungen des Abends. „Es ist traumhaft, dass ein Fußballspiel so stattfinden kann. Mit Fans, die ihre Mannschaften pausenlos unterstützen und Fangruppen, die man nicht voneinander trennen muss. Neben dem Millerntor ist die Alte Försterei sicherlich der Ort in Deutschland wo man derzeit Fußball spielen möchte.“

Nach der schmerzlichen aber letztlich nicht unverdienten Niederlage heißt es nun, die Konzentration auf das kommende Auswärtsspiel in Braunschweig zu lenken. Dort gilt es am Freitag, 04.11.2011 um 18:00 Uhr vor einem frenetischen Publikum den Kampf um den ersten Auswärtssieg der Saison aufzunehmen.