Pokal in Essen: Union brennt auf Revanche in „hitziger Atmosphäre“
Es gibt sie, diese Sätze, bei deren Hören sich ohne nähere Erläuterung schlagartig die Erkenntnis einstellt. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, ist eine dieser Gewissheiten. Sofort ist klar: Ein vermeintlicher Außenseiter hat den übermächtigen Gegner aus den höheren Sphären des Fußballgeschäfts in die Schranken verwiesen.
Auch der 1. FC Union Berlin hat in der jüngeren Vergangenheit bittere Erfahrungen mit diesem Phänomen machen müssen. Nach dem Ausscheiden gegen den Halleschen FC 2010, folgte das Aus gegen Essen im Erstrundenmatch 2011. Wie es das Schicksal will, ergibt sich gegen den Traditionsverein aus dem Essener Norden nun die große Chance auf Wiedergutmachung.
„Als die Auslosung dieses Spiel ergab, habe ich Fernseher und Handy reflexartig ausgestellt“, erinnerte sich Nico Schäfer, kaufmännisch-organisatorischer Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1. FC Union Berlin. Einst in Essen als Geschäftsführer tätig wollte er den obligatorischen Befragungen und Bekundungen aus dem Weg gehen. Natürlich ist das Spiel kein alltägliches für den seit mehr als einem Jahr bei den Eisernen tätigen 44-Jährigen: „Das wird eine emotionale Rückkehr. Es gibt angenehmere Gegner“, so Nico Schäfer.
Weitaus größeren Abstand hat in der Zwischenzeit Uwe Neuhaus gewinnen können: „Persönlich gehe ich dieses Mal wesentlich emotionsloser an die Sache heran“, so Übungsleiter Neuhaus, der während seiner Trainerstation in Essen (’05/’06) bewegte Tage erlebte. „Meine dortige Vergangenheit spielt keine Rolle“, stellt der Coach klar. Was seine Mannschaft am Montag erwarten wird, weiß Uwe Neuhaus ganz genau: „Man kann von einem ausverkauften Stadion ausgehen. Das bedeutet, dass wir uns auf eine hitzige Atmosphäre einstellen müssen.“
Bei Rot-Weiss Essen trifft man dieser Tage auf überwiegend zufriedene Mienen, es läuft rund im Essener Norden. Schon vor dem Anpfiff am Montag ist der Regionalligist in die zweite Runde eingezogen. Die Rede ist allerdings vom Niederrheinpokal. Trainer Waldemar Wrobel testete somit bereits vorab den Ernstfall im neugebauten Essener Stadion an der Hafenstraße. Das klare 8:0 gegen Bezirksligist Lintorf hatte sportlich nicht den allergrößten Wert, doch konnten die Spieler das neue Rund für sich entdecken. Fremd im eigenen Stadion fühlt sich auf des Gegners Seite nun niemand mehr. Überhaupt legten die Nordrhein-Westfalen einen blitzsauberen Saisonstart hin. Auch im Ligabetrieb scheint es zu laufen, sodass aus zwei Partien schon jetzt sechs Punkte auf der Habenseite verbucht werden konnten.
Was den Kader betrifft konnte Uwe Neuhaus zuletzt aufatmen. Die Bauchmuskelzerrung von Patrick Kohlmann klingt nach und nach ab. Ebenfalls verbessert ist die gesundheitliche Verfassung von Björn Kopplin, der nach Leisten-OP im Sommer und anschließender Schambeinentzündung verstärkt mit der Mannschaft trainiert. Wer am Montag auf dem Rasen stehen wird, ist nach Auffassung des Trainers indes zweitrangig. „Die Einstellung muss stimmen, das zu vermitteln, ist meine Aufgabe“, gab Uwe Neuhaus zum Abschluss der Pressekonferenz zu bedenken.
Der Anstoß der Partie erfolgt um 18:30 Uhr. Karten für den Gästebereich sind auch am Spieltag in Essen erhältlich.