So nah dran: Union verliert in letzter Sekunde gegen St. Pauli
Die angespannte Personalsituation und der Kräfteverschleiß bewegten Union-Trainer Uwe Neuhaus zu einigen personellen Änderungen, die sich auch im System niederschlugen. Umgestellt auf ein 4 – 1 – 4 – 1 agierte Union wie folgt:
Glinker – Pfertzel, Göhlert, Parensen, Trapp (65. G/R) – Karl - Zoundi, Polenz, Belaid, Ede – Terodde
Das ausverkaufte Millerntor-Stadion bot auch bei Nieselregen eine prächtige Kulisse, die beide Mannschaften zu einem rassigen Kampf einlud. Union eröffnete mit der ersten Großchance. Simon Terodde war jedoch von der sich bietenden Gelegenheit offenbar zu überrascht und schob den Ball aus Nahdistanz Keeper Tschauner in die Arme. Den „Hallo-Wach-Effekt“ verfehlte diese Aktion jedoch nicht und St. Pauli kam in den Folgeminuten zu guten Gelegenheiten. Auch diese blieben ungenutzt und genau das bestrafte Union in der 32. Minute. Der agile Tijani Belaid servierte einen Eckball auf den Kopf von Markus Karl, der am zweiten Pfosten lauerte und über Tschauner hinweg einnetzte.
Bis zur Pause ging es noch munter hin und her, ein weiteres Tor gelang jedoch keiner der beiden Mannschaften.
Unverändert ging es weiter und St. Pauli erhöhte nun den Druck. Deutlich war der Mannschaft anzumerken, dass sie alles versuchen wollte, um hier nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. In der 63. Minute wurde Union zu einem ersten Wechsel gezwungen. Der angeschlagene Jerome Polenz ging vom Feld und es kam Torsten Mattuschka. Nur wenige Minuten später erwischte es jedoch Maurice Trapp richtig heftig. Bereits mit Gelb vorbelastet, stoppte er seinen Gegenspieler an der Außenlinie erneut rustikal und sah prompt Gelb/Rot. Damit wurde Uwe Neuhaus zu einem weiteren Wechsel gezwungen, um auch für die verbleibende Spielzeit eine Viererkette aufbieten zu können. Belaid ging – mit Applaus bedacht – vom Feld, Christoph Menz kam und rückte auf die verwaiste Außenposition rechts in der Abwehr.
Mit Hingabe und Leidenschaft wehrten sich die zehn Unioner gegen den Sturmlauf von St. Pauli und kamen vereinzelt auch noch zu Entlastungsangriffen. In Minute 81 folgte die dramatische Zuspitzung des engagierten Kampfes beider Mannschaften. Marius Ebbers bugsierte frei vor dem Tor von Jan Glinker den Ball über die Linie. St. Pauli bejubelte die Führung, die Unioner reklamierten vehement. Schiedsrichter Tobias Welz konnte die Situation nicht alleine beurteilen und befragte Ebbers persönlich. Der gab zu, den Ball mit der Hand gespielt zu haben und es folgte die Aberkennung des Treffers. „Hut ab vor Ebbers! In so einer Situation so zu entscheiden…“, zollte Uwe Neuhaus dem Hamburger Stürmer im Anschluss höchsten Respekt.
Als der ein Punkt fast schon erkämpft war, passierte es schließlich doch noch: St. Pauli erzielte in der Nachspielzeit einen regulären Treffer und versank im Jubel. Die enttäuschten Berliner sanken auf dem Platz zusammen – fassungslos darüber, nach einer hingebungsvollen Abwehrschlacht am Ende mit leeren Händen dazustehen. Verdientermaßen wurden beide Mannschaften nach dem Schlusspfiff von beiden Fanlagern mit großem Beifall bedacht.
Uwe Neuhaus zog schließlich eine zwiespältige Bilanz: „Ich bin mit der Leistung absolut zufrieden. Das Ergebnis – so kurz vor Schluss das Tor zu kassieren – ist natürlich enttäuschend. In Unterzahl war die Angelegenheit sehr schwierig, aber die Mannschaft hat gefightet bis zum Schluss.“
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt Union nicht, denn bereits am kommenden Freitag bestreiten die Eisernen ihr nächstes Spiel. Um 18:00 Uhr ist der direkte Tabellennachbar Eintracht Braunschweig zu Gast im Stadion An der Alten Försterei.